Samstag, 31. Dezember 2022

Ruth Ware - Das College

 

Vor zehn Jahren endete Hannahs sorgenlose Zeit als Studentin schlagartig, als sie nachts plötzlich die Leiche ihrer Mitbewohnerin April in ihrem gemeinsamen Wohnheimzimmer in Oxford entdeckt. April wurde ermordet und allein wegen Hannahs Aussage ein Verdächtiger festgenommen und verurteilt. Damals schien seine Schuld eindeutig bewiesen, doch jetzt kommen Hannah plötzlich furchtbare Zweifel: hat sie doch alles völlig falsch eingeordnet und einen Unschuldigen ins Gefängnis gebracht?
Obwohl sie sich eigentlich auf ihr momentanes Leben konzentrieren sollte, geht Hannah diese Frage nicht mehr aus dem Kopf und sie entschließt sich alle Mauern in ihrem Gedächtnis zu durchbrechen und herauszufinden, was wirklich in jener grausamen Nacht vor zehn Jahren geschah, auch wenn sie das selbst in größte Gefahr bringt...

Mit "Das College" habe ich tatsächlich meinen persönlich ersten Roman der Autorin Ruth Ware gelesen und die Lektüre hat definitiv dazu beigetragen, dass ich die Autorin für mich entdeckt habe. Ich habe eine allgemeine Schwäche für Geschichten, die an altehrwürdigen Universitäten spielen und da kam das Oxford-College, das die Autorin unter anderem als Handlungsort benutzt, natürlich genau richtig. Und auch, wenn ich die Story nicht unbedingt als 'Thriller' bezeichnen möchte, für mich wird dieses Genre sowieso zu inflationär benutzt, hat mich Hannahs Geschichte von der ersten Seite an gefesselt. Gerade die beiden Erzählstränge, die jeweils in der Vergangenheit und Gegenwart spielen, haben "Das College" zu einer gut konstruierten Geschichte werden lassen, wobei der Erzählstrang aus der Vergangenheit, in dem Hannahs Anfangstage in Oxford, das erste Zusammentreffen mit April, die trotz ihrer Unterschiede schnell ihre beste Freundin wurde und seltsame und gruselige Begegnungen mit einem Mitarbeiter der Sicherheitsfirma auf dem Gelände thematisiert wurden, mit am meisten mit Spannung aufgeladen ist, weil er unweigerlich zu Aprils mysteriösen Tod führt. Aber auch Hannahs gegenwärtiges Leben in Edinburgh, das immer mehr von Zweifeln über die schreckliche Nacht vor zehn Jahren geplagt wird, ist unglaublich interessant und spannend dargestellt. Mir hat ebenfalls besonders gut die Art und Weise gefallen, wie Ruth Ware mit ihren Leser:innen spielt, sie in die Irre führt und immer wieder verschiedene Verdächtige auf dem Silbertablett präsentiert. Auch mit der schlussendlichen Auflösung hätte ich in der Form definitiv nicht gerechnet.
So ist "Das College" ein unglaublich viel versprechender Einstieg in Ruth Ware's Bücher für mich geworden und wird somit sicher nicht der letzte Roman sein, den ich von ihr lesen werde. 

Freitag, 2. Dezember 2022

Lesemonat November 22


 //LESEMONAT//

UNSTERBLICH SIND NUR DIE ANDEREN (4/5)

Simone Buchholz Roman war auf jeden Fall etwas unglaublich Besonderes, was ich in der Form noch nie gelesen habe. Zwei Freundinnen machen sich auf den Weg, um ihre verschwundenen Freunde wiederzufinden. Dabei nutzen sie dasselbe Schiff für eine längere Überfahrt, das auch ihre Freunde nutzten und merken schnell, dass an Bord seltsame Dinge beginnen zu geschehen. 

FRIENDS, LOVERS AND THE BIG TERRIBLE THING (5/5)

Mit seiner Autobiografie hat mir der Schauspieler Matthew Perry einen erweiterten Blick auf meine Lieblingsserie 'Friends' ermöglicht. Dabei hat er mir nichts von ihrem Zauber genommen, sondern eher veranschaulicht, was auch ihm sie bedeutet hat und bedeutet. Seine Lebensgeschichte ist zwar höchst interessant, aber auch an vielen Stellen nicht immer ganz einfach zu ertragen, vor allem, weil man sich mit ihm verbunden fühlt durch das ganze Schöne, was er einem durch seine Rolle als Chandler Bing geben konnte. Aber Perry schafft es seine Leser:innen auch durch die zahlreichen dunklen Momente seines Lebens mit seinem einzigartigen Humor zu führen. Eine lesenswerte und tolle Autobiografie, die einen besonderen Platz in meinem Regal bekommt.

DAS DORF IN DEN ROTEN WÄLDERN (5/5) und TIEF EINGESCHNEIT (5/5)

Louise Penny hatte mich mit dem Auftakt ihrer Ermittlerreihe von dem etwas in die Jahre gekommenen aber unglaublich charmanten und hoch talentierten Armand Gamache schon auf der ersten Seite. Das wunderschöne kanadische Dorf 'Three Pines', in das der Großteil ihrer Geschichten spielen war da noch der Punkt auf dem I. Auch der zweite Teil "Tief eingeschneit", der passend zur Weihnachtszeit spielt, habe ich innerhalb weniger Tagen durchgesuchtet. Bleibt mir die unglaubliche Vorfreude auf die glücklicherweise noch vielen weiteren Geschichten. 

THE NOTHING MAN (4/5)

Eine sehr gelungene Mischung aus einer True Crime Geschichte, die die Autorin in einem Thriller eingebaut hat. Hat zwar etwas gebraucht bei mir, aber dann wurde ich doch durch die besondere Erzählweise und zwar größtenteils aus der Sicht des Täters, vollkommen in den Roman hineingezogen. Große Leseempfehlung, besonders für True Crime Fans, da die Autorin in ihrer Danksagung schreibt, dass sie zu dem vorliegenden Roman durch die Geschichte von Michelle McNamara und ihrem Buch "Ich ging in die Dunkelheit" inspiriert wurde. McNamara widmete sich jahrelang intensiv der Verfolgung des Golden State Killers. Kurz bevor sie "Ich ging in die Dunkelheit" beenden konnte, starb sie überraschend. Posthum wurde ihr Werk trotzdem veröffentlicht und nur kurze Zeit später wurde durch die mediale Aufmerksamkeit, die "Ich ging in die Dunkelheit" erhielt, der Golden State Killer tatsächlich gefasst. 

DER GENTLEMAN MIT DER FEUERHAND (4,5/5)

Endlich habe ich den ersten Teil der Skulduggery Pleasant Reihe von Derek Landy gelesen und frage mich wirklich, warum ich so lange dafür gebraucht habe. Eine unglaubliche unterhaltsame und humorvolle Fantasy-Jugendbuchgeschichte über ein sprechendes Skelett, der auch noch Detektiv ist und seiner neuen Partnerin, die dreizehnjährige Stephanie, die ihr erstes Abenteuer erleben. Freue mich schon sehr auf die Nachfolger.

JENSEITS DER MAGIE (4,5/5)

Tom Feltons Autobiografie ist der ständige Versuch eine normale Kindheit und Jugend, auch abseits seines Lebens als Zauberschüler Draco Malfoy in Hogwarts, zu verleben. Das gelingt ihm mal besser und mal weniger gut. "Jenseits der Magie" ist aber auch ein Zeugnis dessen, was passiert, wenn ein junger Mensch plötzlich aus diesem Leben der ständigen Arbeit an einem Filmset gerissen wird. Was es bedeutet in eine Welt zu fallen, in der man an jeder Ecke erkannt wird und den Alltag und die Perspektive zu verlieren. Sehr unterhaltsam und mit vielen neuen Erkenntnissen zum Harry Potter Universum, aber keine Sorge, auch hier nimmt Tom Felton nichts von dem Zauber, im Gegenteil.

Dienstag, 22. November 2022

Melanie Raabe - Die Kunst des Ver



Melanie Raabe- Die Kunst des Verschwindens 



Darf ich euch ein Geständnis machen?

Als ich zum ersten Mal die Inhaltsangabe von "Die Kunst des Verschwindens" gelesen habe, fand ich sie so nichtssagend, man wusste nicht so wirklich, um was es in der Geschichte gehen soll, was passieren wird. Hätte ich nicht alle Thriller von Melanie Raabe gefeiert, hätte ich mir das Buch vielleicht sogar gar nicht gekauft. Doch da lag es im Buchladen, ganz unverhofft, ein paar Tage vor dem offiziellen Veröffentlichungstermin und es musste einfach mit.
Darf ich euch noch ein Geständnis machen?
Nach der letzten gelesenen Seite habe ich ein neues Jahreshighlight und ein neues Lieblingsbuch von Melanie Raabe. Von der ersten Seite war ich verliebt, in genau diese geheimnisvolle Story, die ich zuvor absurderweise als so nichtssagend empfunden habe. Wie schon in ihren Thrillern spielt die Autorin ein meisterhaft komponiertes Spiel mit ihren Leser:innen. In dem Moment, in dem wir glauben ihre Figuren durchschaut zu haben, eröffnet sie uns ein neuen Plottwist, der mich ungläubig in die vorangegangene Zeile zurückspringen ließ, um ganz sicher zu gehen, dass ich auch richtig gelesen habe. Und dann lässt man sich einfach nur fallen, versucht auch nicht mehr die Handlung vorherzusagen, weil man weiß, dass man doch wieder falsch liegen wird, aber das ist auch nicht weiter schlimm. Man will einfach nur dabei sein, bei den beiden Protagonistinnnen Nico und Ellen, die nie ganz zu durchschauen aber wunderbar sympathisch sind, man will sie auf ihren Weg ein Stück begleiten und irgendwie hoffen, dass am Ende alles gut wird.
Am Ende weiß ich immer noch nicht so wirklich, was "Die Kunst des Verschwindens" eigentlich ist, aber nach der Lektüre liebe ich genau das an der Geschichte. Ich liebe, dass sie anders ist, dass sie von allem etwas hat: Spannung, eine wunderbar erzählte besondere Verbindung zwischen den beiden Protagonistinnen, Geheimnisse, Mystik, dass man ihr nie ganz trauen kann, dass man das aber eigentlich will und dass sie so wunderschön erzählt wird, dass ich mir sogar die ein oder andere Träne wegblinzeln musste.
Und was ist das für ein passender Titel? Nicht nur für die Geschichte, sondern für die Leser:innen, denn, wenn ihr Lust habt ein paar Stunden aus den Alltag abzutauchen und komplett zu verschwinden, dann ist "Die Kunst des Verschwindens" genau das Richtige.

Montag, 21. November 2022

Margaret Atwood- Penelope und die zwölf Mägde

 



Penelope und die zwölf Mägde

-Margaret Atwood-




Willkommen zurück in der griechischen Mythologie. Da seht ihr Odysseus, seine Insel Ithaka, da das Schiff, das er wahrscheinlich für seine jahrzehntelange Irrfahrt nach dem Ende des trojanischen Krieges benutzt hat, da immer noch ein paar seekranke Untertanen und die Reste des Gemetzels, das Odysseus, kurz nach dem er sich endlich bequemte nach Hause zu kommen, veranstaltet hat, weil er eben ist, wie er ist und die Belagerung der Freier seines Hofes während seiner langen Abwesenheit vergelten musste. Und dann ist noch sie, sie: Penelope. Der Name ist euch nicht allzu bekannt? Das muss geändert werden, denn heute bekommt Odysseus' Ehefrau ihren längst verdienten und höchst überfälligen großen Auftritt. 

Zurück in die Gegenwart, wir wechseln den Schauplatz und gehen in den Hades, die berüchtigte Unterwelt der griechischen Mythologie. Hier fristet Penelope ihr Dasein, trifft ab und zu alte Bekannte und entschließt sich zu dem, was ihr zu Lebzeiten als Zeitverschwendung erschien, doch jetzt, wo Zeit ausreichend vorhanden ist, als der richtige Augenblick: heute wird die berühmte Geschichte des Odysseus verworfen und ordentlich durchgeschüttelt. Penelope erzählt ihre Geschichte, räumt mit Mythen und zweifelhafter Götterverehrung auf, mit Gerüchten, die sich zahlreich um ihre Person ranken und geht auch ganz zum Anfang, als sie als junges Mädchen von einem Vater, der sie bereits als Kind ertränken wollte, weil sie nicht der begehrte männliche Thronerbe wurde, an den erstbesten Ehemann verschachert wurde, Odysseus, den sie aber doch auf eine verquere Art und Weise lieben lernte. Außerdem erzählt Penelope die Geschichte ihrer zwölf Mägde, völlig verloren gegangen in der griechischen Chronik. Diese Mägde, die Penelope zwar als etwas naiv, aber doch treu ergeben beschreibt, mit denen sie gegen die Belagerer ihres Hofes rebellierte und die ihre wichtigsten Stützen während der langen Abwesenheit ihres Mannes waren, wurden mit den Freiern und Belagerern des Hofes ebenfalls kurz nach Odysseus' Rückkehr zum Tode verurteilt, wegen angeblicher Unzucht.

Auch wenn die Autorin Margaret Atwood die Mägde in ihrer Interpretation dieses Stücks Geschichte im klassischen Gewand auftreten lässt, nämlich singend als Chor, hat sie mit "Penelope und die zwölf Mägde" ein modernes Glanzstück geschaffen. Eine unglaublich unterhaltsame und gelungene Neuinterpretation, erzählt aus weiblicher Sicht ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. 

Am Anfang hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich einlasse und war dann sofort überrascht über die unglaubliche Nahbarkeit von Penelope, ihrer eigentlich fast absurden Kindheit und auch ihr ständiger Konkurrenzkampf mit ihrer schönen aber unglaublich gehässigen Cousine Helena, die bekanntlich mit ihrer Flucht zusammen mit einem jungen Schönling namens Paris, erst den Trojanischen Krieg auslöste, der Odysseus zwang seine Insel Ithaka und seine Frau Penelope zu verlassen. Und natürlich war ich auch überrascht über die Geschichte der zwölf Mägde, die mir bis dahin völlig unbekannt war. Atwoods Blick auf Ithaka, durch Penelope, ist eine Mischung aus Rationalität, eine Geschichte weiblichen Zusammenhalts, sie ist aber auch selbstkritisch, vor allem in den Momenten, in denen Penelope im Hades in sich hineinhorcht und sich eine nicht unerhebliche Mitschuld am Tod der zwölf Mägde gibt. 

Am Ende verlässt Atwood dann mit Penelope zusammen ganz den fiktionalen Bereich und stellt die Frage, wie viel von Odysseus auch heute noch der männliche Teil der Bevölkerung in sich trägt. Die Entmystifizierung eines Helden in ihrer reinsten Form.

"Penelope und die zwölf Mägde" ist also nicht nur unglaublich unterhaltsam, sondern auch lehrreich, es erweitert den eigenen Horizont und lässt einen ganz anders nicht nur auf Odysseus, sondern auch auf andere Heldengeschichten blicken. Außerdem ist Penelope mit ihrem messerscharfen Verstand, Intelligenz, eine Eigenschaft, die bei Frauen in der griechischen Mythologie übrigens auch keinen hohen Stellenwert hat- wie überraschend-, ihrer herrlich saloppen Art und ihrer Nahbarkeit die perfekte Figur, um uns im Hades ihre Sicht der berühmten Geschichte ihres Mannes erzählen zu lassen und diese ist es wert gehört zu werden.

Freitag, 10. September 2021

Patrick Hertweck - Der letzte Rabe des Empire




Verlag: Thienemann-Esslinger
Seiten: 480
Erschienen: 24. August 2021
Preis: 17 Euro (Ebook: 12.99 Euro)





Wir sind in London im Jahr 1888. Ein unheimlicher Nebel taucht die ohnehin schon düsteren und verwinkelten Ecken der Stadt in eine unheimliche Atmosphäre. Es ist Nacht und durch die menschenleeren Gassen schleicht eine ganz in schwarz gekleidete und bösartige Legende, um seine unschuldigen Opfer aus dem Hinterhalt zu attackieren.

Herzlich Willkommen in Patrick Hertwecks erstem Jugendbuch: "Der letzte Rabe des Empire", in dem eine Mordserie London in Angst und Schrecken versetzt und ein mutiger Junge von der Straße namens Melvin, der mit allen Opfern in Verbindung stand, alles daran setzt den Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen. 
"Der letzte Rabe des Empire" nimmt uns mit ins viktorianische London, in das wir dem Protagonisten durch die vielen Gassen und Ecken folgen, um der Gerechtigkeit genügen zu tun - und das macht so viel Spaß und ist unglaublich unterhaltsam. Patrick Hertweck ist hier wahrlich ein kleines Kunststück gelungen. Er verbindet seine Geschichte über einen Straßenjungen im alten London mit geschichtlichen Fakten über eine der größten ungelösten Serienmorde der Geschichte, nimmt sich dabei dem Phantom, das daraus entstanden ist, 'Jack The Ripper', an und vermischt das Ganze zuletzt auch noch in eine unglaublich unterhaltsame Fantasygeschichte. Und das alles macht er mit so einer treffsichernden Logik und einen bis zum Ende stand haltenden und in allen Richtungen verästelten Erzählgerüst, dass man meinen könnte ihm alleine wäre es gelungen 'Jack The Rippers' wahre Natur zu offenbaren.
Auch der Einstieg in die Geschichte hat mir besonders gut gefallen, obwohl man möglicherweise als Leserin oder als Leser manchmal ins Straucheln kommen kann, weil viele Figuren eingeführt und Erzählstränge auch einmal mittendrin unterbrochen werden. Aber gerade das hat für mich die Mystik und das Geheimnisvolle, das die gesamte Geschichte umgibt, noch einmal gesteigert und ich wollte unbedingt wissen, wie es weiter geht. Und wie gekonnt die einzelnen Erzählstränge im Laufe des Romans und am Ende zusammengeführt werden, das macht für mich die Besonderheit dieser Geschichte aus. 
Auch viele Botschaften stecken zwischen den Zeilen dieser wunderbaren Geschichte, die von Trauer, Verlust, Bescheidenheit, Freundschaft und Gendering eine ganze Palette umfassen und Patrick Hertwecks Leser*innen viel mitgeben können.
"Der letzte Rabe des Empire ist ein spannender und unglaublich gut erzählte Mystik-Abenteuerroman geworden, der von der ersten bis zur letzten Seite hervorragend unterhält. 
Diese Reise nach London hat mir besonders viel Spaß gemacht. 

Sonntag, 11. April 2021

Takis Würger - Noah. Von einem, der überlebte

 



Verlag: Penguin
Seiten: 188
Erschienen: 1. März 2021
Preis: 20 Euro (Ebook: 17.99 Euro)









Die bewegende Lebengeschichte des Noah Klieger. 
Als die Nazis Belgien besetzten, war Noah Klieger gerade mal 13 Jahre alt. Er schloss sich einer jüdischen Untergrundorganisation an, die heimlich Kinder und Jugendliche über die Grenze in die Schweiz schmuggelte. Mit 16 Jahren wird Noah Klieger nach Ausschwitz deportiert und als dort gefragt wird, ob es unter den Anwesenden Boxer gibt, die gegeneinander boxen, hebt Noah Klieger die Hand, obwohl er noch nie vorher in seinem Leben geboxt hat. Als Mitglied der Boxmannschaft erhält er jedoch mehr Essen und bessere Überlebenschancen. Mit 20 Jahren wird Noah Klieger, nachdem er drei Todesmärsche und vier Konzentrationslager überlebt hat, befreit. 
Nach seiner Befreiung entschließt sich Noah nach Israel zu gehen und gerät auf einem Schiff, das später einmal sehr berühmt werden sollte, wieder mit dem unmittelbaren Tod in Kontakt. Doch auch diese Station seines außergewöhnlichen Lebens sollte Noah Klieger überleben.
Takis Würger erzählt seine beeindruckende Geschichte.

Solche Bücher wie Takis Würger's "Noah" sind unendlich kostbar. Sie erschüttern, sie beeindrucken, sie rütteln auf, aber vor allem - und das ist das Wichtigste - sie erinnern. Sie halten die Lebensgeschichten, die schrecklichen und unmenschlichen Erinnerungen der Holocaust Überlebenden lebendig und das ist in diesen Zeiten, in denen es immer weniger direkte Zeitzeuginnen und Zeitzeugen gibt, die ihre Geschichten direkt erzählen können, von elementarer Bedeutung. Denn die unfassbaren und nicht begreiflichen Verbrechen des Dritten Reiches müssen im kollektiven Gedächtnis bewahrt werden, damit sie immer wieder hervorgeholt, erinnert und reflektiert werden können. Die dunkelste Zeit in der Geschichte Deutschlands darf nicht vergessen werden. Deswegen ist es wichtig ein kollektives Gedächtnis, sei es in schriftlicher oder audiovisueller Form, weiter auszubauen, um jeder nachfolgenden Generation die Möglichkeit zu geben ungehindert auf diese Erinnerungen zuzugreifen. 
Mit "Noah" steuert Takis Würger ein weiteres wertvolles Dokument bei. Dabei ist "Noah" an sich keine Biografie. Es ist eher eine Aneinanderreihung von Noah Kliegers Erinnerungen an seine Kindheit der 1920er Jahre in Frankreich, an seine Zeit als Häftling von vier Konzentrationslagern und sein beeindruckender Kampf für die Staatsgründung Israels und ein neues Leben im Land seiner Väter. Takis Würger schreibt im absolut nüchternen Stil über Noah's beeindruckendes Leben und vielleicht macht gerade das seine Erinnerungen aus dem Holocaust noch erschreckender und noch bildlicher, aber nicht greifbarer. Denn auch wie bei vielen anderen Erzählungen Holocaust Überlebender in egal welch medialer Form, ist das Schrecken, das Grauen, das unfassbare Leid der Menschen, diese unbegreiflichen Verbrechen, die millionenfache Ermordung von Jüdinnen und Juden, immer noch nicht fass-oder greifbar. Es ist ein unglaubliches Grauen, an das immer wieder erinnert werden muss. 
Noah Klieger hat überlebt, er hat sich seinen Wunsch erfüllt und ist in sein Vaterland zurückgekehrt. Und er gibt uns die wertvolle Möglichkeit seine Geschichte, die die Geschichte vieler anderen Überlebenden ist, erzählt zu bekommen. "Noah" ist ein wertvolles Zeitdokument und auch ein bisschen eine Geschichte über Freundschaft, Hilfe von ungeahnter Seite und auch ein wenig Hoffnung. Unbedingt lesen und in die Welt hinaustragen. 

Montag, 8. März 2021

Lesemonat Februar

Hallo Februar! Hallo Lesemonat!
Im vergangenen Monat habe ich insgesamt fünf Bücher gelesen mit 1887 Seiten. Jede Menge Highlights waren dabei, neue und alte aber alles der Reihe nach. 

Anna Hope- Was wir sind. Ein Buch, von dem ich schon einiges Gutes gehört habe - und dem kann ich nach der Lektüre nicht widersprechen. Eine langjährige Frauenfreundschaft ganz unterschiedlicher Charaktere, die sich mit ihren eigenen Leben und Problemen auseinander setzen müssen. Eine vielschichtige Geschichte über Identitätsfindung, die an keiner Stelle Klischees bedient oder platt daherkommt. Eine eindringliche Leseempfehlung. 

Ben Gutterson - Winterhaus. Ein großartiger Auftakt einer Kinderbuchtrilogie, in der die Heldin nach einer mysteriösen Einladung ihre Ferien im Hotel Winterhaus verbringt, das sich als großes Abenteuer herausstellt, in der viele Rätsel zu lösen sind und einige unheimliche Gäste auftauchen. Jede Ecke von Winterhaus scheint etwas Geheimnisvolles und Mystisches auszustrahlen, das mich sofort gefangen genommen hat. Ich freue mich unglaublich auf die beiden Nachfolger. 

Benedict Wells- Vom Ende der Einsamkeit. Das Wiederlesen von "Vom Ende der Einsamkeit" war schon nach wenigen Momenten wie nach Hause kommen. Die ganzen Emotionen, die diese großartige Geschichte bereit hält, strömten auf mich ein und ich war genauso verliebt, wenn nicht noch sogar ein bisschen mehr, wie als ich das Buch vor ein paar Jahren gelesen hatte. Wer es noch nicht gelesen hat, sollte das so schnell wie möglich nachholen.

Barry Jonsberg - Pandora Stone (Morgen kommt vielleicht nie mehr) Das Finale der Pandora Trilogie war da. Nachdem die Buchreihe im ersten Teil relativ schnell Fahrt aufnahm und  man durch den zweiten Teil mehr flog, als das man ihn gelesen hat, war ich sehr gespannt, wie die Reihe endete. Und natürlich war es spannend, die Handlung ließ sich leicht verfolgen aber irgendwie hätte ich doch ein bisschen mehr erwartet. Vielleicht haben die anderen Bücher die Erwartungen zu hoch geschraubt aber zusammenfassend hat die Trilogie sehr viel Spaß gemacht und war sehr unterhaltsam. 

Sarah Crossan - Wer ist Edward Moon?. Der Ende des Monats hatte dann noch einmal ein richtiges Highlight parat, mit dem ich so überhaupt nicht gerechnet hatte. Ganz spontan hatte ich mir das Buch gekauft und wurde so neugierig, dass ich es direkt angefangen habe. Und das habe ich nicht bereut. Obwohl Sarah Crossans Roman sehr kurzweilig war, hatte es sich doch mit bloß wenigen Worten in mein Herz geschlichen und es auch ein bisschen gebrochen. Die Geschichte um einen Jungen, der alleine nach Texas fährt, um seinen Bruder regelmäßig in der Todeszelle zu besuchen, ist erschütternd, macht wütend, unfassbar traurig und man wird sie nicht mehr so schnell vergessen.